Ich bin mit der Mauer groß geworden. Unten im Südosten von West-Berlin. Sonntags- und Feiertagsspaziergänge führten immer an der Mauer entlang zum Müllberg – heute Dörferblick, damals blickten wir ins Niemandsland und hörten die Wachhunde bellen.
Es muss 1976 gewesen sein, da habe ich mit meiner Oma eine Stadtrundfahrt gemacht. Stolz wie Oskar hatte ich meinen Fotoapparat dabei. Wie heute hielt der Bus am Brandenburger Tor. Ein unscharfes etwas schiefes Foto habe ich gemacht, vom Tor, das unerreichbar schien. Damals stand es mutterseelenallein im Grenzstreifen – davor die Mauer. Dort, wo heute der Verkehr braust, stand damals der warnende Hinweis: „Sie verlassen jetzt West-Berlin“. Kurz nach dem Mauerfall bin ich mit meinen Cousin aus Ost-Berlin das erste Mal durch das Brandenburger Tor gelaufen. Ein Foto davon gibt es leider nicht, aber die Erinnerung daran ist noch sehr, sehr stark. Und wirklich – jedes Mal, wenn ich heute mit einer Gästegruppe durch das Brandenburger Tor spaziere, ist es ein tolles Gefühl, hindurch zu gehen, die Säulen anfassen zu können und auf dem Pariser Platz zu stehen.